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Vier harte Jahre – Mein Leben mit schizoaffektiver Störung und Depression

von Franziska Beyer.

Dies ist nun der dritte Versuch euch von mir und dem Anfang meines Lebens mit schizoaffektiver Störung und Depression zu erzählen.

Alles fing vor vier Jahren im Juli an.

Ich war immer ein fröhlicher, lustiger Mensch, doch von heute auf morgen änderte sich das.

Lachen war ein Fremdwort – absolut nichts war mehr lustig. Zu meiner traurigen Stimmung kam der Schlafentzug – nicht eine Minute geschlafen hatte ich – zu viele Gedanken in meinem Kopf. Irgendwann ging ich um 18 Uhr ins Bett, in der Hoffnung, doch etwas zu schlafen – Fehlanzeige, nicht eine Minute.

Gequält schleppte ich mich in die Arbeit, in der es nicht viel besser lief.

Langsam griff „es“ auch auf kognitive Fähigkeiten über. Ich konnte mir nichts mehr merken.

Eines Tages, an einem Freitag, an dem ich Spätdienst hatte, was bedeutet, dass man ab 17.30 Uhr alleine im Labor ist, machte ich mich schon morgens völlig verrückt deswegen. Noch an diesem Morgen waren meine Eltern bei mir und merkten irgendwie auch, dass etwas mit mir nicht stimmte. Sie hatten alles für ein schönes Frühstück mitgebracht. Irgendwie war ich froh, dass sie da waren, aber auf der anderen Seite auch nicht, wollte ich doch nicht, dass sie mich so sahen.

Auf dem Weg zur Arbeit bildete ich mir ein, dass alle Menschen über mich reden – der Beginn der Wahnvorstellungen.

In der Arbeit angekommen, fühlte es sich für mich an, als herrsche das pure Chaos. Es war zu viel, zu laut, zu viele Leute, zu viel Stress. Ich hielt es nicht mehr aus, schnappte mir meine Sachen und ging einfach ohne ein Wort zu sagen.

Ich rannte durch den Park zu meinem Auto und fuhr Richtung Bamberg zu meinen Eltern. Dort angekommen, blieb ich im Auto. Ich traute mich nicht auszusteigen und wollte einfach im Auto schlafen. Plötzlich klopfte es an der Fensterscheibe. Mama war es. Ich ging mit ihr in die Wohnung und weinte fürchterlich. Aber warum nur?

Nach langer Zeit kam ich an diesem Wochenende endlich wieder zum Schlafen.

Ich lag in meinem Bett und nur Essen und zur Toilette gehen zwangen mich aufzustehen. Am Montag gingen wir zum Arzt. Er meinte wir sollten mal hoch in die Klinik fahren, was wir dann auch taten.

In der Klinik angekommen, kam ich gleich dran und musste direkt einen Test machen, den ich gar nicht verstand. Für mich sahen alle Antworten gleich aus. Also machte ihn meine Mutter heimlich für mich, mit dem Zweck mich vor der geschlossenen Psychiatrie zu bewahren. Daraus wurde leider nichts und ich landete trotzdem genau auf dieser. Nach einer kompletten Woche fast nur schlafen, dank Tavor, ging es mir schon besser. Sechs Wochen später wurde ich gut medikamentös eingestellt entlassen.

Diagnose: Schizoaffektive Störung und Depression.

Vorerst war ich noch krankgeschrieben und bei meinen Eltern zuhause.

Ich half meiner Mutter im Haushalt um mich nützlich zu machen. Danach ging es wieder in die Arbeit, Wiedereingliederung für drei Monate. Es ging einigermaßen mit Tabletten, aber Nachschicht war sehr schwer für mich. Trotzdem musste ich weitermachen, es ging mir ja schon wieder besser.

Im September lernte ich dann meine große Liebe kennen, es war Liebe auf den ersten Blick. Ab da ging alles ganz schnell, ich trennte mich noch an diesem Tag von meinem Freund und ließ mich auf eine neue Beziehung ein. Ich war sehr glücklich und endlich ging es mir wieder gut.

Aus diesem Grund setzten wir dann die Tabletten ab, was sich als großer Fehler herausstellte, denn alles ging wieder von vorne los.

Diesmal nur noch schlimmer. Ich glaubte, dass meine Eltern starben, obwohl sie nur in Urlaub waren. Es half alles nichts, ich musste wieder in die Klinik. Nach zwei Monaten ging es dann in die Tagesklinik, in der ich Ergotherapie, Sport und Gespräche über mich ergehen ließ. Viel brachte es nicht und ich gaukelte dort vor, mir ginge es gut, denn ich wollte endlich wieder richtig zuhause sein.

Nach acht Wochen war es dann endlich vorbei und ich war daheim.

Doch plötzlich überkam mich die Einsamkeit denn alle waren in der Arbeit nur ich nicht. Jede Sekunde die meine Eltern Zeit hatten, war ich bei ihnen, ohne sie ging gar nichts mehr. Nur langsam wurde es besser und ich fand sogar wieder eine Anstellung. Nach sechs Wochen kurzer Einarbeitung stand mein erster Dienst an – 16 Stunden Bereitschaft. Es war die absolute Katastrophe, aber ich habe es geschafft und war sehr stolz auf mich.

Ich war furchtbar genervt davon, dass ich nicht rauchen durfte wann ich wollte und irgendwann tat ich es einfach weil ich es brauchte.

Im September wurde ich dann gekündigt, was mich wenig überraschte, denn jeder wusste, dass die Chefin mich nicht mochte.

Damit war mein Beruf für mich beendet. Ich konnte keine MTA mehr sein und beide Neurologen sahen das genauso. Deshalb fange ich nun ab September die Ausbildung zur PTA an.

Ich kann heute sagen, dass es mir nach einer langen Zeit endlich wieder gut geht. Und all das habe ich hauptsächlich meiner großen Lieben zu verdanken, die während dieser harten Zeit immer an meiner Seite war und ist und mir hilft wo er nur kann.

Auch mein Wunsch nach einer Katze hat sich erfüllt und sie tut mir so gut. Nun sind wir zu dritt und sehr glücklich. Am Ende wurde doch noch alles gut, durch Medikamente, Therapie und viel harte Arbeit kann ich heute mein Leben wieder genießen. War ja auch lange genug Scheiße.


4 Kommentare
  1. Daniel Welz sagte:

    Oh Mann, das tut echt gut nicht alleine zu sein. Hab auch vier Jahre gelitten, fing blos durch ein Schädel-Hirn-Trauma an, obwohl meine psychischen Probleme schon länger in mir schlummerten. Jetzt gehe ich dem Ende entgegen, Medikamente sind fast abgesetzt und ab nächsten Monat fange ich an einen neuen Job zu finden. Meinen alten Job kann ich nicht mehr. Pseudarthrose der Schulter hat die Hauptschuld für das Dilemma. Auch die Infektion die daran Schuld hat, hätte mich fast gekillt. Nun denke ich darüber: Glück gehabt! Nochmal neu durchstarten, viel gelernt, hab auch lange gebraucht. Hat sich jetzt aber gelohnt! Lieben Gruß, ein sehr guter Text, hat kribbeln bei mir ausgelöst! Schön. Daniel

    Antworten
    • karinabutterfly sagte:

      Hallo lieber Daniel,

      danke für deinen ehrlichen Kommentar. Ich leite deine Worte gerne an die Autorin weiter.

      Alles Gute!

      Karina

      Antworten
  2. Bernadette sagte:

    Hi, ich finde gut davon zu lesen da ich selbst davon betroffen bin, darum habe ich u.a. auch meinen eigenen Blog wo ich darüber schreibe. Ich wünsche uns allen das wir mit der Krankheit ein heilsames Leben führen können.
    Lg, Bernadette

    Antworten

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