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Warum ich an klinischen Studien teilnehme

Karina, eine Frau mit kinnlangen, braunen Haaren sitzt in einem Stuhl und lächelt. An beiden Armen trägt sie Verbände von medizinischen Eingriffen

Die einfache Antwort: Ohne Forschung gibt es keinen Fortschritt. Da ich mit einer seltenen Erkrankung lebe, die nicht unbedingt großes Interesse in der Forschung erweckt, sehe ich es als meine Pflicht an, an Studien teilzunehmen, die zu einem besseren Verständnis von EDS und den ganzen Komorbiditäten führen.

Doch was genau wird denn in solchen Studien gemacht und warum habe ich mich entschieden daran teilzunehmen?

Eine klinische Studie wird in der Forschung an freiwilligen Probanden eingesetzt, um die Wirksamkeit von Medikamenten, diagnostischen Verfahren oder Therapien zu beweisen.

Man unterscheidet interventionelle Studien und nicht interventionelle Studien. Zu den interventionellen Studien zählen Therapiestudien, bei denen ein bestimmtes Medikament getestet werden soll.

Zu den nicht interventionellen Studien zählen z. B. Beobachtungsstudien, die über einen langen Zeitraum laufen und die feststellen wollen, wie eine bestimmte Erkrankung langfristig verläuft, oder Fallstudien, die einen bestimmten Patientenfall beschreiben.

Medizinische Studien sind in den meisten Ländern gesetzlich streng geregelt und immer freiwillig; in Deutschland entscheidet über die Studienzulassung die Ethikkommission.

Einen Überblick über Studien, die weltweit durchgeführt werden, kann man hier finden:

https://clinicaltrials.gov

Jede Studie hat bestimmte Kriterien, die der Proband zu erfüllen hat und klar definierte Ausschlusskriterien. Wenn man alle zur Teilnahme notwendigen Kriterien erfüllt, kann man sich für die Studie bewerben. 

Bevor man sich für eine Studie entscheidet, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Studien nicht dazu da sind, um dem Teilnehmer persönlich zu helfen. Studien sollen langfristig für alle Betroffenen etwas verändern und sind nicht dafür da, dem Studienteilnehmer kostenlose medizinische Tests oder Beratung anzubieten. Trotzdem ist es häufig so, dass man auch selbst profitiert. 

Natürlich können Studien auch Risiken haben. Daher sollte man sich zuvor gut informieren, ob z. B. invasive Tests durchgeführt werden bzw. was von den Teilnehmern erwartet wird. 

Meistens werden auch die Kosten für Anreise und Unterkunft übernommen und vereinzelt gibt es eine Entschädigung für die Teilnahme an der Studie. 

Jede Studienteilnahme ist freiwillig und kann zu jedem Zeitpunkt abgebrochen werden.

Vor der Studie muss schriftlich eingewilligt werden. Außerdem wird man in der Regel auch ausgiebig über die Studie aufgeklärt, bevor man ein Formular unterschreibt. 

Meine Erfahrungen mit Studien

Meine Erfahrungen mit allen Studien, an denen ich bisher teilnahm, waren durchwegs positiv. Ich hatte die tolle Chance in eine Studie an den National Institutes of Health in den USA aufgenommen zu werden und habe dort (zum ersten Mal) Ärzte aller Fachrichtungen kennengelernt, die großes Wissen zu EDS hatten und mich ernst nahmen. 

Natürlich war deren oberste Priorität der Erfolg der Studie. Allerdings habe ich trotzdem viele Informationen erhalten und ausführliche, schriftliche Berichte aller Untersuchungen. 

Danach nahm ich noch an zwei weiteren Studien in Deutschland und der Schweiz teil. Diese beiden beinhalteten aber lediglich eine Blutabnahme und das Tragen eines 24-h-Schlafmonitors.

Meine eigene Motivation an einer Studie teilzunehmen, war anfangs rein egoistisch motiviert, denn meine EDS-Mutation hat bislang niemand erforscht und ich hatte mir erhofft eine Art Prognose zu erhalten oder zumindest ein paar Antworten. Um mehr über meine Mutation herauszufinden, wurde in der Studie eine Hautbiopsie durchgeführt. Das Risiko dieses invasiven Eingriffs erschien mir relativ gering im Vergleich zum potentiellen Gewinn. Leider, wie das eben auch passieren kann, führte diese Untersuchung zu keinem Ergebnis. 

Ablauf

  1. Suche eine passende Studie, z. B. über oben angegebenen Link.
  2. Lese dir genau die Studienbeschreibung durch.
  3. Erfüllst du die Kriterien und hast dir gut überlegt, ob du teilnehmen willst, kannst du per E-Mail die Studienbetreiber kontaktieren und dich um eine Studienstelle bewerben.
  4. Dir wird dann mitgeteilt, ob du in die Studie aufgenommen wirst, oder ob noch weitere Tests nötig sind, um festzustellen, ob du geeignet bist.
  5. Bist du letztendlich aufgenommen, wirst du viele Dokumente unterschreiben, in denen du grundsätzlich deine Einwilligung zur Teilnahme gibst und in denen dir alle möglichen Risiken der bevorstehenden Untersuchungen oder Therapien erläutert werden. Diese wichtigen Dokumente sollten gründlich gelesen werden.
  6. Du wirst dann zu einem Termin vor Ort eingeladen und bekommst alle notwendigen Unterlagen für Flug, Unterkunft und deine persönlichen Studientermine.
  7. Dann findet erst die eigentliche Studiendurchführung statt.
  8. Meist bekommst du erst lang nach deinem Termin die Ergebnisse oder einen Teil der Ergebnisse mitgeteilt.
  9. Evtl. wird ein Nachuntersuchungstermin festgelegt.

Studienteilnahme kurzer Überblick

PRO:

Ihr helft dabei langfristig für alle Betroffenen (und damit auch für euch selbst) etwas zu verändern; eine Heilung zu finden, eine bessere Therapie oder einfach nur eine schnellere Diagnose zu erzielen.

Manchmal bekommt ihr alle Testresultate auch selbst.

Ihr lernt renommierte Ärzte kennen, die sich mit eurem Krankheitsbild auskennen.

Ihr bekommt neue Informationen über euer Krankheitsbild.

Ihr habt kostenlosen Zugang zu hochinnovativen Testmethoden.

Ihr habt Zugang zu neuen Therapiemethoden.

Ihr werdet teilweise für die Teilnahme finanziell entschädigt; die Reisekosten werden häufig übernommen, somit entstehen euch keine Kosten.

Studien sind relativ sicher, durch die strikte Regelung durch die Ethikkommission.

CONTRA:

Bei Medikamententests sowie bei invasiven Eingriffen können immer Nebenwirkungen auftreten.

Manche Studien teilen keinerlei Testergebnisse mit.

Bei manchen Studien müsst ihr die Reisekosten selbst übernehmen.

Weitere wichtige Begriffe

  • Kontrollierte Studien:

Das bedeutet es gibt eine Kontrollgruppe aus Menschen, die Gesund sind, oder im Falle einer Medikamentenstudie ein Placebo zur Einnahme bekommen.

  • Randomisierung:

Unter Randomisierung versteht man, dass der Zufall entscheidet in welcher Gruppe welcher Studienteilnehmer letztendlich sein wird.

  • Doppelverblindung:

Dies bedeutet, dass weder der Teilnehmer, noch der Arzt weiß in welcher Gruppe sich der Teilnehmer befindet.

  • Placebo:

Unter einem Placebo versteht man die Gabe eines Scheinmittels, das zwar wie ein Medikament aussieht, aber keine wirksamen Arzneimittel enthält.

Weitere Informationen: 

http://www.gesundheitsforschung-bmbf.de/

https://clinicaltrials.gov/ct2/about-studies/learn

Eine Übersicht, über fast alle Studien die weltweit gemacht werden, gibt es hier (international):

https://clinicaltrials.gov

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